(Un-)Freiheiten in globaler Perspektive Akteur:innen – Wahrnehmungen – Handlungsspielräume

(Un-)Freiheiten in globaler Perspektive Akteur:innen – Wahrnehmungen – Handlungsspielräume

Organizer
Universität Innsbruck, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie (Florian Ambach/Elena Taddei)
Host
Florian Ambach/Elena Taddei
Venue
Universität Innsbruck
ZIP
6020
Location
Innsbruck
Country
Austria
Takes place
In Attendance
From - Until
03.02.2025 - 04.02.2025
Deadline
20.06.2024
By
Elena Taddei, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck

Tagung und Band 37 der Innsbrucker Historischen Studien

(Un-)Freiheiten in globaler Perspektive Akteur:innen – Wahrnehmungen – Handlungsspielräume

Der Band 37 der Innsbrucker Historischen Studien und die vorgeschaltete Tagung in Innsbruck will sich mit Wahrnehmungen, Handlungsspielräumen und -strategien von Personen, die in der Forschung als unfrei charakterisiert wurden, allen voran im Zusammenhang mit Sklaverei, Geiselhaft, Leibeigenschaft und weiteren Formen der politischen Unterdrückung, befassen. Ziel des Workshops ist eine kritische Auseinandersetzung mit der historischen Analyse von (Un-)Freiheiten, wobei die Themen in einer geografisch offenen Konzeption (lokal-, regional-, globalgeschichtlich) sowie zeitlich mit einem Schwerpunkt in der Neuzeit (ca. 1450–1920) verortet sein sollen. Im Rahmen des Workshops stehen insbesondere Beiträge im Zentrum, die eine dichotomische Gegenüberstellung von Freiheit und Unfreiheit und ein statisches Verständnis dieser Konzepte überwinden, um zu einer differenzierteren Einschätzung der jeweiligen Handlungsspielräume zu gelangen.
Die folgenden Impulsfragen können dazu beitragen, verschiedene Nuancen zwischen Freiheit und Unfreiheit in einer globalen Perspektive zu beleuchten: Wie charakterisieren sich (Un-)Freiheiten von einzelnen Akteur: innen oder Kollektiven? Wie werden sie wahrgenommen? Welche Strategien wurden ausgeübt, um diese Individuen und Kollektive (un-)frei zu machen oder sie als (un-)frei darzustellen? Welche Möglichkeiten finden diese Personen und Gemeinschaften, um gegen diese Unfreiheit zu rebellieren, aus ihr auszubrechen oder sich ihr zu entziehen? Welche Auswirkung hat (Un-)Freiheit auf persönliche und kollektive Identitäten? Kann Unfreiheit in gewissen Situationen und Zusammenhängen auch zu einer Ressource werden, aus der sich persönliches, soziales, wirtschaftliches oder politisches Kapital schlagen lässt? Bedeuten Sklaverei und andere Formen der Unfreiheit wirklich einen „sozialen Tod“ für die Betroffenen oder kann der Status oder die Zuschreibung von Freiheit und Unfreiheit geändert werden? Wie, wann, warum erfolgen die Übergänge von Freiheit zu Unfreiheit sowie umgekehrt von Unfreiheit zu Freiheit? Sind solche Übergänge temporär oder permanent, linear oder sprunghaft, reversibel oder irreversibel? Welche Interaktionsformen und Konflikte gibt es zwischen Freien und Unfreien sowie zwischen unterschiedlichen Unfreien (z.B. afrikanische Sklaven und indentured servants auf den Plantagen)? Ist die (Un-)Freiheit ein dauerhafter Zustand oder gibt es auch temporäre Unterbrechungen? Welche Formen der Abhängigkeit bleiben nach dem Übergang von Unfreiheit zu Freiheit erhalten (z.B. bei entflohenen Häftlingen, freigekauften Sklaven, ausgetauschten Geiseln)? Welche Zusammenhänge gibt es zwischen (Un-)Freiheit und Entscheidungen über den eigenen Körper und die eigene Lebensführung?

Mögliche Themenbereiche:
- Sklaverei(en) und Menschenhandel (transatlantische S., mediterrane S., Transsahara-S., S. im Indischen Ozean, S. innerhalb Afrikas, S. im Osmanischen Reich, indigene Sklavereien, …); Handlungsspielräume von versklavten Menschen in verschiedenen geographischen und sozialen Kontexten (Plantagensklaverei, Haussklaverei, Palastsklaverei, Sexarbeit unter Zwang…)
- Der Unfreiheit entfliehen: Runaways (weggelaufene Sklaven: innen), Freedmen (freigelassene und freigekaufte Sklaven bzw. ehemalige Sklaven, die durch Revolutionen und Reformen ihre Freiheit erlangen), Freedom Seekers, Maroons, Cimarrones, Haftflüchtlinge
- Geiselnahmen, Entführungen, Kaperungen und Kriegsgefangenschaft (Geiselnahmen im Rahmen von politisch-dynastischen und religiösen Konflikten, Lösegelderpressung, Austausch von Geiseln und Kriegsgefangenen, Schiffskaperungen, Piraterie, Kriegsgefangenschaft, Verhandlungen zum Freikauf, zur Freilassung und zum Austausch von Geiseln/Gefangenen)
- Schuldknechtschaft/Indentur (in Europa, im kolonialen Kontext indentured servitude als Kolonisierungsstrategie, Kontinuitäten mit indigenen Formen der Arbeitsleistung, z.B. Encomienda und Mita; Blackbirding im Pazifischen Ozean)
- Leibeigenschaft, Hörigkeit, Frondienste, Corvée, Robot, Schollenbindung (z.B. Habsburgerreich, Russländischen Reich, Osmanischen Reich)
- Haft (Haftgründe, Haftbedingungen, Formen des Zwangs, Gefängnisse und Strafarbeitshäuser als wirtschaftliche Betriebe, Todesstrafen)
- Religiös motivierte Formen der (Un-)freiheit (z.B. Einsiedelei, Klausur, extreme Formen der Askese)
- andere Formen der (Un-)freiheit …
Wir bitten, ein Abstract zum Beitragsvorschlag von max. 350 Wörtern und eine Kurzbiografie (max. 150 Wörter) bis zum 20. Juni 2024 an florian.ambach@uibk.ac.at zu senden. Ausdrücklich sind auch Doktorand: innen und Early Career Researchers eingeladen. Der Workshop findet in Präsenz an der Universität Innsbruck statt. Die Teilnahme am Workshop kann aber auch online erfolgen. Die Übernachtungskosten werden nach Möglichkeit von der Universität Innsbruck übernommen.

(Un)Freedom in Global Perspective Actors – Perceptions – Agencies

Volume 37 of the "Innsbrucker Historische Studien" and the preliminary workshop in Innsbruck address the perceptions, agency, and strategies of people who in research have been characterized as unfree, especially in connection with slavery, captivity, serfdom, and other forms of oppression. The aim of the workshop is to undertake a critical examination of the historical analysis of (un)freedoms, locating the topics within an open geographical framework (local, regional, global histories) and chronologically with a focus on the modern age (c. 1450–1920). The workshop encourages participants to submit contributions that overcome a dichotomous juxtaposition of freedom and unfreedom and a static idea of these concepts in order to facilitate a more nuanced understanding of different agencies.
The following questions may be helpful to shed light on the various nuances between freedom and unfreedom from a global perspective: What characterizes (un)freedom of individual actors or collectives? How is this (un)freedom perceived? Which strategies are used to render these individuals and collectives (un)free or to portray them as such? What possibilities and strategies do individuals and communities find to revolt against this unfreedom, to break out of it, or to escape it? Which effects does (un)freedom have on personal and collective identities? Can unfreedom in certain situations and contexts also become a resource from which people might obtain personal, social, economic, or political capital? Do slavery and other forms of unfreedom and bondage really mean "social death" for those affected or can the status or attribution of freedom and unfreedom be changed? How, when, and why can transitions from freedom to unfreedom and vice versa be made? Are such transitions temporary or permanent, linear or abrupt, reversible or irreversible? Which forms of interaction and conflicts can be found between free and unfree people and between people under different forms of unfreedom (e.g. enslaved Africans, European indentured servants, and Asian coolie workers on the plantations)? Is (un)freedom a permanent condition or can it be interrupted temporarily? In which forms does dependence persist after the transition from unfreedom to freedom (e.g. in the case of escaped prisoners, ransomed slaves, exchanged hostages)? Which correlations exist between (un)freedom and decisions about the own body and lifestyle?
Topics may include but are not limited to:
- Slaveries (Transatlantic slavery, Mediterranean slavery, Trans-Saharan slave trade, slavery in the Indian Ocean World, Intra-African slavery, slavery in the Ottoman Empire, indigenous slaveries, ...) and human trafficking; agency of enslaved people in different geographical, social, and structural contexts (plantation slavery, domestic slavery, palace slavery, forced sex work, ...)
- Escaping unfreedom: runaways (runaway slaves), freedmen (manumitted and ransomed slaves or former slaves who achieved their freedom through reforms and revolutions), freedom seekers, maroons, cimarrones, escaped prisoners
- Hostage-taking, kidnapping, hijacking, and war captivity (hostage-taking in the context of political, dynastic and religious conflicts, extortion of ransom, exchanging of hostages and prisoners of war, maritime hijacking, piracy, privateering, war captivity, negotiations for the ransom, release and exchange of hostages/prisoners)
- Debt bondage, pawnship, indentured servitude (within Europe; indentured servitude and colonialism; continuities with indigenous forms of labor, e.g. encomienda and mita; blackbirding in the Pacific Ocean)
- Serfdom, servitude, bonded labor, corvée, robot, manorialism (e.g. Habsburg Empire, Russian Empire, Ottoman Empire)
- Imprisonment (reasons for imprisonment, prison conditions, forms of coercion, prisons and penal labor houses as economic enterprises, death sentences)
- Religiously motivated forms of (un)freedom (e.g. hermitage, enclosure, extreme forms of asceticism)
- other forms of (un)freedom …

We invite applicants to submit an abstract (max. 350 words) and a short CV (max. 150 words) to florian.ambach@uibk.ac.at by 20 June 2024. We also encourage PhD students and early career researchers to contribute in the workshop and the volume. The workshop will take place in person at the University of Innsbruck. However, participation in the workshop can also take place online. Accommodation costs will be covered by the University of Innsbruck if possible.

Contact (announcement)

florian.ambach@uibk.ac.at

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